Ein Streifzug durch meine Welt - in Bild und Text  

Von einer, die loszog, die Welt zu entdecken 

Von einer, die loszog, die Welt zu entdecken 

© 2024 

Stolz 

 

Ich bin stolz darauf. Ich bin stolz darauf, dass mein Name auf einer Scheibe steht; auf einer Scheibe in einer Glaskugel mitten auf dem Nordpol. Nunja, eigentlich 4,3 km unter dem Eis. Nicht weit von der Stelle, wo einst ein U-Boot die russische Flagge gehisst hat. Wenn es danach geht, gehört der Nordpol nun mir. Mir und 2,7 Mio. Anderen, die ebenfalls ihren Namen für den Schutz der Arktis gegeben haben. 16 junge und ältere Leute haben sich auf den erschwerlichen Weg durch die eisige Wüste gemacht, um die Kugel an ihren Bestimmungsort zu bringen; waren mehrere Wochen unterwegs, um eine extra dafür gestaltete Zeikapsel auf dem Grund des Meeres zu versenken. Um ein Zeichen zu setzen, gegen Regierungen, denen Öl wichtiger ist als das Leben bedrohter Tierarten.  

  

Ich frage mich, ob diese obligatorische Inbesitznahme reicht. Ich frage mich was passiert, wenn in 60 Jahren, irgendwann, irgendwelche Leute, diese Kugel finden. Ob sie sich fragen, was die Arktis war; in einem Meer ohne Land und Boden. Ob sie sich fragen, was ein Eisbär war und wie die wohl ausgesehen haben. Und wahrscheinlich fragen sie sich auch, wozu um Alles in der Welt man damals Öl gebraucht hat. Wieso waren die Menschen damals nur so verrückt nach diesem schwarzen Zeug.  

Vielleicht werde auch ich diesen Zeitpunkt erleben. Höchstwahrscheinlich werde ich auch dann noch stolz sein, dass mein Name auf dieser Scheibe steht; nur mit einer Lupe lesbar. Doch für immer mit dem Schicksal des Nordpols vereint. 

  

Arundhati Roy  

“Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sie ist bereits auf dem Weg: An einem stillen Tag, kann ich sie atmen hören.” 

  

Was wäre, wenn...